Andacht zum 3. Advent aus der Kirche Hormersdorf
Liebe Gemeindebriefleser,
schon wieder Lockdown und nun die vierte Welle, der ewige Streit um Impfung und Nichtimpfung.
Nimmt dieses Thema denn kein Ende?
Und das alles wieder einmal kurz vor Weihnachten. Es sollte doch diese Jahre alles wieder so schön „normal“ sein. Aber wieder einmal ist es so, dass wir manche Feierlichkeit und Planung an den Nagel hängen. Ist damit Weihnachten zerstört?!
„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR!“ lesen wir als Monatsspruch für Dezember im Buch des Propheten Sacharja (2,14).
So werden wir durch die wirren äußeren Umstände auch dieses Jahr herausgefordert auf das Wesentliche des Christfestes zu achten. Schon letztes Jahr wurde ein interessanter Nebeneffekt des Lockdowns beobachtet: die Entschleunigung der Weihnacht. Man hatte viel mehr Zeit statt Betriebsamkeit. Zeit, den tiefen uns hier gegebenen Grund zur Freude in Jesus zu sehen. Jesus kommt als Gottes Sohn auf diese Erde, aus Liebe zu uns – gerade weil er sieht, wie wir uns hier mit so manchen Gegebenheiten, Umständen, Krankheiten, Schuld und Not herumquälen. So macht sich Jesus auf den Weg, damit wir Hoffnung und Zuversicht haben. Aber haben wir das noch auf dem Schirm und vor allem als frohe Gewissheit im Herzen?
Frieden dürfen wir empfangen in der Vergebung unserer Schuld und unseres mangelnden Glaubens – selbst an Weihnachten ist und macht sich doch so vieles Andere wichtiger als Jesus. Und trotz Pandemie ist auch in diesem Jahr in unseren Breiten zu befürchten, dass so manche Krippe hinter den Geschenkebergen verschwindet; wir uns in der Überfülle der Gaben laben und vieles am Ende wegwerfen, während es genügend Not und Hunger gibt in dieser Welt.
Keine Angst, ich habe nichts gegen das Feiern, aber es ist wichtig – es bewusst und aus der Freude um die Mitte und das Geschenk Gottes in Jesus zu tun. Das wir ihn tatsächlich in unseren Häusern und Herzen auch einziehen und wohnen lassen. Denn dort, wo wir das zulassen, da wird die Freude über das Geschenk der Gegenwart Gottes zur Haupt- und die Umstände zur Nebensache. Und ich glaube, uns wird auch der Blick für Not und Sorgen unseres Nächsten geschenkt – denn, das weiß doch eigentlich jeder: „Geteilte Freude ist doch doppelte Freude“. Falls jemand keine Aktion findet, die versucht, die Weihnachtsfreude zu teilen, sind wir im Pfarramt gern mit Ideen behilflich.
Nun aber wünsche ich allen eine gesegnete und fröhliche Advents – und Weihnachtszeit und daran denken: Wir sind in freudiger Erwartung, dass der Herr kommt!
Pfr. Dregennus
„Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen.“
Diese Worte aus Psalm 145,15 stehen über dem Erntedankfest, das wir nun miteinander feiern dürfen.
Ich überlegte etwas, erwarte ich tatsächlich etwas von Gott? Erwartungen haben wir ja recht viele. An die Politik, den Handwerker, die Kinder, Eltern oder Ehepartner.
Aber gegenüber Gott?
Wo Erwartungen nicht erfüllt werden, bin ich gewohnt selbst zu sorgen, nachzuhaken und Druck zu machen – wie zum Beispiel bei Ämtern. Vor Gott vielleicht sogar im Gebet! Das ist sicher nicht ganz falsch – denn Gott lässt sich ja bitten, so lesen wir es ja auch immer wieder, aber sicher keinen Druck von unseren Erwartungen her machen. Schon von daher lesen wir wohl auch im Psalm „du gibst ihnen ihre Speise“ – und ich ergänze einmal: ebenso alles andere – „zur rechten Zeit.“
Hier, schätze ich, haben wir vielleicht das größere Kompatibilitätsproblem mit Gott. Erwartungen an ihn dürfen und sollen wir haben – ja sogar das Grundsätzlichste und Alles von ihm erwarten.
Geduld aber im „Erwarten“ aufzubringen, das fällt uns schwer. Aber es steckt das „warten“ im „Erwarten“. In den Psalmen ist oft vom „harren“ die Rede. Das ist uns fremd geworden in einer Zeit, wo man in den Geschäften in Auswahl und Überfülle alles kaufen kann. Ganz unabhängig davon, was auf den Feldern ums Dorf gewachsen ist. Und wo ich innerhalb von 24 Stunden fast alles bestellen und auch bekommen kann. Gut, nun gab und gibt es pandemiebedingt ein paar Engpässe und ungünstige Preisregulationen, aber keine grundsätzliche Not z. B. an Nahrung.
Warten auf Gott, Geduld haben und trotzdem in Erwartung bleiben für sein Handeln und seine Wege, das ist, glaube ich, ein wichtiges Übungsfeld des Glaubens. Denn mit Gott können und sollen wir rechnen.
Aber Gott lässt sich von uns aus nicht verplanen und berechnen!
So ist die Herausforderung des Glaubens, dass wir an seiner Treue und größeren Weisheit festhalten, auch wo sich nicht alle meine Erwartungen erfüllen.
Es kann durchaus Sorgen und Nöte geben, die sich nicht gleich lösen oder sogar wiederkehren.
Oder Gottes Zeitplan tickt auch manchmal anders als unserer. Hier trotzdem weiter festzuhalten und das auch auszuhalten, das wünsche ich uns, wenn wir mit dem Erntedankfest in das letzte Drittel des Jahres hineingehen.
Übrigens ja auch hier in Erwartung – Ewigkeitssonntag, Advent und das Weihnachtsfest. Weil wir nun schon gerade dabei sind; Ewigkeit Advent? Hatte das nicht auch mit der Erwartung zu tun ? - der Erwartung der Wiederkunft von Jesus aus seiner himmlischen Wirklichkeit hinein in unsere Welt und Zeit. Erwarten wir noch, dass Jesus wirklich kommt? „Maranatha“– Unser Herr komm“, lesen wir schon in der Offenbarung und es wurde zum Gebetsruf der alten Kirche.
Ja, Herr Jesus komm! Kann ich so bitten? Dass Jesus doch kommt mit seinem Reich und seiner Herrlichkeit - dieses Jahr, morgen?
Wäre dir das zu schnell!? Warum? Es ist sicher gut, auch diese Erwartung neu zu entdecken. Neben den täglichen Dingen ist doch die Ewigkeit das Geschenk seines Wohlgefallens an uns. Eigentlich nicht sogar das noch Größere?
Mit den besten Grüßen
Ihr Pfr. Frank Dregennus
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.
Gen 27,28 (L)